Beschreibung
Das Wort ‚Bildungsindustrie‘ bezeichnet gemeinhin die Gesamtheit von Unternehmen und Betrieben, die Materialien zum Lehren und Lernen anbieten und/oder selbst im Bereich der Bildung/Ausbildung als Dienstleister tätig sind. Der affirmativ angelegte Begriff hielt in dem Maße Einzug in den gesellschaftlichen Sprachgebrauch, wie private Bildungsdienstleister mit der Unterstützung neoliberal orientierter Regierungen als neue Akteure in den bildungspolitischen Sektor vordrangen. Dahinter steht ein grundlegender Wandel der kapitalistischen Akkumulationsbedingungen, der mit einer steigenden ökonomischen Bedeutung von ‚Humanressourcen‘ einhergeht. Demgegenüber liegt den Beiträgen des vorliegenden Hefts ein kritischer Begriff von Bildungsindustrie zugrunde, wie ihn der Bildungstheoretiker Heinz-Joachim Heydorn zur Analyse der technokratischen Bildungsreform der 1960er und 1970er Jahre formulierte. Obgleich der Begriff bislang nicht zu einer systematischen erziehungswissenschaftlichen Kategorie ausgearbeitet wurde, birgt der darin enthaltene Grundgedanke doch ein erhebliches Potential für die Analyse der gegenwärtigen Tendenzen in Bildungsplanung, Bildungspolitik und Bildungsreform.